Berufsbild

Solosänger:innen sind in verschiedenen Bereichen tätig: Musiktheater, Konzerte, klassische Musikfestivals u.a.. Je nach musikalischer Gattung (Alte Musik, Barock, Neue Musik; Oper) unterscheiden sich die musikalischen Anforderungen und Tätigkeitsfelder. Man kann fest an einem Musiktheater arbeiten oder als freie:r Künstler:in für einzelne Produktionen engagiert werden.

Bei Aufführungen des Musiktheaters steht der:die Solosänger:in im Mittelpunkt, trägt also das dramatische Geschehen und muss die Rolle mit stimmlichen und darstellerischen Mitteln verkörpern. Neben den musikalischen Qualitäten werden daher schauspielerische Fähigkeiten und eine große persönliche Ausstrahlung gefordert.

Anders als bei Schauspieler:innen bestimmen die stimmlich-physischen Voraussetzungen das Stimmfach der Solosänger:innen: Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass.

Zudem grenzen Umfang und Volumen der Stimme sowie zunehmend auch darstellerische Fähigkeiten das Rollenfach (dramatischer Sopran, Koloraturalt, lyrischer Tenor, Spielbass etc.) ein. Jede der drei weiblichen und männlichen Stimmlagen lässt sich grob unterteilen in: dramatisches Fach, in dem weiter Umfang und große Tragfähigkeit gefordert werden; lyrisches Fach, das sich durch angenehmes Timbre und Höhensicherheit auszeichnet, und Spiel-Fach (Soubrette/Buffo), für das gesangliche und spielerische Beweglichkeit verlangt werden. Übergangsstufen (sogenannte Zwischenfächer) und Sonderbereiche (Koloratursängerin, Kontraalt, Countertenor) ergeben sich aus besonderen Anlagen oder der Weiterentwicklung im Berufsleben.

Die tägliche Arbeit von Berufssänger:innen an einem Opernhaus besteht in der Probenarbeit, den Aufführungen sowie der eigenen Stimmpflege, idealerweise begleitet durch eine:n Gesangslehrer:in. Die Probenarbeit teilt sich in musikalische und szenische Rollenvorbereitung: Die musikalische Einarbeitung und das eigene Rollenstudium erfolgen selbst- ständig bzw. mit dem:der Gesangslehrer:in und einem:r Korrepetitor:in. Die musikalische Einstudierung einer Rolle, die Ensemblearbeit und das Musizieren mit dem Orchester findet mit dem:der Kapellmeister:in oder Repetitor:in statt, die szenische Arbeit mit dem:der Regisseur:in inkl. Kostüm- und Maskenanproben. Viele Solosänger:innen haben ein Engagement als festes Ensemblemitglied an einem Opernhaus. Freie Gastiertätigkeit hängt von den Angeboten sowie deren künstlerischer und materieller Attraktivität ab und auch von der Zugehörigkeit zu einem speziellen Stimmfach sowie von besonderen gesanglichen Anforderungen aufzuführender Werke. Der Beruf kann aufgrund biologischer Verschleißerscheinungen der Stimme und den hohen Anforderungen des Berufsalltags oft nicht bis zum Rentenalter ausgeübt werden. Eine berufliche Umorientierung in späteren Jahren sollte man deshalb bei Aufnahme eines Gesangsstudiums mit bedenken.

Voraussetzungen

Solosänger:in kann man werden, wenn neben einer ausgeprägten stimmlichen Begabung auch künstlerische Anlagen vorhanden sind. Bereits im Kindesalter sollte man Gesangsunterricht an einer Musikschule nehmen oder im Kinderchor singen. Wer eine bildungsfähige Stimme besitzt (bei Männern nach dem Stimmwechsel) und durch mehr- jährige Praxis über genügend musikalisches Vermögen und Vorbildung – auch im Spielen eines Instruments – verfügt, dazu körperliche Voraussetzungen mitbringt, u.a. allgemeine Gesundheit, ausreichend Lungenvolumen und hohe Gedächtniskapazität, kann sich einer Eignungs- oder Aufnahmeprüfung stellen. Als schulische Voraussetzung genügt der Hauptschulabschluss; Mittlere Reife oder Abitur sind aber mit Rücksicht auf das weitere Berufsleben empfehlenswert und mittlerweile der Regelfall.

Ausbildung

Die Ausbildung beginnt mit einem Gesangsstudium mit dem Schwerpunkt Musiktheater/ Oper/Szenische Darstellung an einer Musikhochschule. Diese gewährleistet die notwendige Vielseitigkeit, die Sänger:innen im späteren Berufsleben auf der Bühne benötigen. Dazu gehört die Aussprache verschiedener Sprachen (Italienisch, Französisch, Englisch, Russisch, Tschechisch), da meist in Originalsprache gesungen wird. Auch die tiefere Kenntnis der Rolle als Teil eines Sängerensembles auf der Bühne ist wichtig, also der Text, die Figur und ihre Beziehung zu den anderen Personen im Stück. Neben stilistischen Besonderheiten der Komposition und der musikalischen Epoche sollte ein:e Solosänger:in sich ebenfalls Hintergrundwissen über die Opernwerke als Ganzes, über Geschichte und Autor:innen/Komponist:- innen aneignen. Bei einem Privatstudium muss man sich sicher sein, dass der:die Lehrer:in nicht nur die gesangstechnischen, sondern auch die darstellerischen, sprachlichen und theoretischen Anforderungen beherrscht und vermitteln kann. Welcher Stimmgattung ein:e Sänger:in angehört, stellt sich in der Regel erst im Verlauf des Studiums endgültig heraus. Diese zu erkennen und angemessen zu fördern ist Aufgabe des:der Gesangspädagog:in, der:die eine der wichtigsten Bezugspersonen für den Studierenden darstellt. Die Ausbildung gliedert sich in ein grundständiges Studium von sechs bis acht Semestern, mit Bachelor-Abschluss. Anschließend kann man sich in einem meist viersemestrigen Masterstudium fachlich spezialisieren bzw. seine Kenntnisse vertiefen. Dieser Hochschulabschluss und die im Studium erarbeiteten Repertoirekenntnisse bilden die Grundlage für Vorsingen an Opernhäusern.

Im Studium sind die ersten Semester vorwiegend grundlagenorientiert. Man erhält Einzelunterricht (Hauptfach Gesang, Korrepetition, Nebenfach Klavier, Bühnensprechen) und Gruppenunterricht (szenische Schulung, Bühnenbewegung, Tanz, Fechten, Dialogsprechen, Phonetik, Operngeschichte, Werkanalyse) und wird auf den Abschluss (Bachelor/ Master/Diplom) vorbereitet. In fortgeschrittenen Semestern mit zunehmender Fachausrichtung ermöglichen szenische Projekte und (Hochschul-)Aufführungen praktische Erfahrungen. Mit abgeschlossenem Studium bewirbt sich der:die Solosänger:in durch Vorsingen bei Opernhäusern, Chören, Konzertveranstaltern und auch Agenturen. Wettbewerbe sind zusätzlich eine wichtige Möglichkeit, die eigenen Berufsaussichten zu verbessern und auf sich aufmerksam zu machen. Selbstvermarktung ist für Solosänger:innen ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung und im Beruf. Zur Absicherung der beruflichen Zukunft ist ein Zusatzstudium „Gesangspädagogik“ anzuraten, damit in späteren Jahren ein Wechsel in die Lehrtätigkeit an einer Musikhochschule vorbereitet werden kann.